Herbert Grönemeyer + Band gastiert in Berlin am 07.03.2019

Der Deutschrocker auf seiner "Tumult" Tour vor 15000 Zuhörer in der Mercedes Arena

 


Nach einem grandiosen Open Air 2015 zur 800-Jahrfeier Leipzigs mit 45000
Fans in der Red Bull Arena war es wieder so weit.
Gröni geht auf Tour und für mich war wieder Gelegenheit, ihn live zu erleben.
Als 2018 die Termine veröffentlicht wurden, war die Scheibe „Tumult“
noch kein Thema, aber man hatte die Vorahnung, dass etwas Neues kommt.
Berlin war mein Favorit, weil die Halle sehr ok und besser ist als
ihr Ruf... viel besser. Nur leider hat der Ort an der East Side Gallery
etwas an Charme verloren.
Grönemeyer, da gehen meine ersten Erinnerungen an erstes Hören lange
zurück. „Flugzeuge im Bauch“ klang verrauscht vom Magnetband eines
Babett Recorders und ich ging noch zur Schule. 35 Jahre ist das jetzt her und
Herbert hat seitdem oft meine Ohren mit schöner deutscher Musik betäubt.

 

„Bochum“ zählt für mich noch immer zu den besten deutschen Alben.

In den letzten 35 Jahren war Grönemeyer eigentlich immer präsent und er hat in
schöner Regelmäßigkeit Songs mit Herz und seiner Art und Weise
präsentiert. Da kam schon einiges zusammen und ehrlich: Live ist er ein
richtiger guter Kerl, auch diesmal.

Zum Konzert:
Als ich am Tag danach die Kritiken und Berichte aus den Zeitungen und  
Onlinemagazinen las, das tue ich bei großen Events immer, muss ich
manchmal fragen, was manche Journalisten so treiben. Das Konzert zum
Politikum zu erklären, finde ich vollkommen falsch und es trifft ganz und
gar nicht zu. Für mich war es ein Konzertabend der Musikextraklasse mit seinen
Fans. Ende. Und dass Grönemeyer einige Sätze zu seiner Sichtweise in der Welt
sagt, ist gut und richtig.

Kurz nach 20 Uhr verdunkelte sich der Saal und die ausverkaufte Arena
blickte gespannt nach vorn. „Tumult“ ging über der Bühne auf und Gröni
setzte an… Das Konzert begann ohne Startschwierigkeiten. Die ersten
Titel stammten von seinem aktuellen „Tumult“ Album und waren mir schon
geläufig. Auch die vielen Fans, die meist im mittleren Alter waren,
konnten bereits viel mit den Songs anfangen. Es war ein leichtes Spiel für
ihn, die Zuschauer von Anfang an zu begeistern. Auch wenn die Titel der
Scheibe“ Tumult“ nicht die ganz großen Kracher sind, hat Grönemeyer hier

 

ein sehr solides Werk mit hohem Anspruch abgeliefert. Ich denke, er
hat gut daran getan, sein Konzert so zu beginnen. Vor allem der Konzerttitel Nr. 2
„Bist du da“ hat es mir angetan und ist derzeit mein Favorit. Es dauerte aber
auch nicht lange und Herbert griff in die Kiste vergangener Tage: „Bochum“ erklang

 

und zum ersten Mal bebte die Arena so richtig. Na ja, dass wollen alle hören

 

und das sollte auch so sein. Mit „Männer“, „Was soll das“ und „Vollmond“

 

waren die Achtziger da und ja, es wurde lautstark mitgesungen. Die Band war aufgewärmt,

 

Herbert in bester Laune und die Zuhörer begeistert. Und was ich auch positiv fand: Grönemeyer sang seine alten Lieder mit solcher Lust, als hätte er sie erst gestern geschrieben. Das ist nicht bei Jedem so.Gröni, der Wahlberliner ist ja nicht der Weltmeister der Stimme, aber mit seiner Leidenschaft und Energie machte er alles wett und kam glaubwürdig an. Ein weiterer großer Vorteil: Mit 62 war er zudem sehr aktiv auf der Bühne und strotzte nur so vor Lust... links, rechts, vorn. Herbie war präsent und zeigte, dass es für ihn mehr als ein Job war. Das kommt immer gut an. Seine neuen Songs baute er immer gut in das Programm ein und überforderte so nicht die Zuhörer. Auch das Rap Duett wurde angenommen. Dazu durften die Klassiker „Alkohol“ und „Flugzeuge im Bauch“ natürlich nicht fehlen. Das waren aber auch zwei Titel, die er nach meinem Empfinden nicht so gut hinbekam. Da ist die Konserve einfach besser. Richtig enthusiastisch wurde es dann bei „Mensch“. Da kochte wieder die Halle, wie auch im Zugabe Block bei „Musik nur, wenn sie laut ist“ - ein Frühwerk, das erst viel später zum Ohrwurm wurde. Ich denke,das waren die emotionalen Höhepunkte des Abends,

 

aber nicht nur das. Auch die leisen Lieder, die Gröni an den Tasteninstrumenten spielte, brachten so manche Gänsehautmomente. „Land unter“ muss man nur sagen.

 

Nach drei Zugabe-Blöcken, 160 Minuten deutscher Pop- und Rockmusik ging der Abend ruhig und mit leiseren Klängen zu Ende.

 

 

 

Es war ein Konzert ohne große Schwächen, mit Statements, so wie man es erwartet hatte. Der Klang in der Halle war ok und auch die Lichtshow angemessen.

 

Grönemeyer hat an diesem Abend wieder mal das Publikum erreicht. Und dieses dankte es ihn mit viel Beifall, ging bei vielen Songs total mit.

 

Im Laufe des Konzertabends verschwand so manches Handy in den Taschen der Zuschauer und viele Arme schwenkten in der Luft...
Es war ein guter Abend…

 

 

 

Der tanzende Musiker hat es geschafft, das Publikum zu begeistern, es mitzureißen und er wirkte nach 40 Jahren auf der Bühne noch immer nicht satt. Gröni ist ein gutes Beispiel dafür, wie schnell die Jahre vergehen und dass man trotzdem jung bleiben kann.

 

Auch wenn zwei meiner Lieblingssongs: „Kinder an die Macht“ und „Jetzt oder nie“ leider fehlten, bin ich nicht traurig, eher zufrieden. Es war ein Konzert, das lebte.

 

 

 

 Die Mercedes Benz Arena in Berlin ist ein geeigneter Austragungsort für große Events, auch wenn viele meinen, die großen Hallen können nicht so intim sein. Egal ob 12 000 oder 120 Zuhörer, beides hat seinen Reiz.

 

Dass es strenge Einlasskontrollen gibt, ist völlig richtig, aber dass die Getränkepreise stetig steigen und die Halle nach dem Konzert schnell geräumt wird, finde ich nicht so prickelnd. Da muss man den Absacker halt woanders trinken und kann den Abend ausklingen lassen.

 

Berlin ist immer eine Konzertreise wert. Dennoch wirkt die Stadt aus meiner Sicht etwas übersättigt und ich genieße ja bald wieder die Muggen auf dem Land.

 

Im Juni ruft aber Clapton. Auf Wiedersehen Berlin.

 

 

 

Setlist:

 

 

 

  • Sekundenglück

  • Bist du da

  • Und immer 

  • Kopf hoch, tanzen

  • Taufrisch

  • Bochum

  • Männer

  • Was soll das

  • Vollmond

  • Mein Lebensstrahlen

  • Halt mich

  • Roter Mond

  • Doppelherz / Iki Gönlüm (with BRKN) 

  • Fisch im Netz 

  • Fall der Fälle 

  • Mensch 

  • Alkohol 

  • Bleibt alles anders

  • Der Held

  • Morgen

  • Der Weg

  • Flugzeuge im Bauch (Jazz Version)  

  • Musik nur, wenn sie laut ist

  • Land unter

  • Demo (Letzter Tag)

  • Zeit, dass sich was dreht

  • Warum

  • Lebe mit mir los

  • Ich dreh mich um Dich